Darmstädter
Echo, 7. März 2015
Die Ära von Lincoln, Jefferson & Co. Lokalhistorie -
Ein Buch
versammelt Fotos und Texte zur "Geschichte der Amerikaner
in Darmstadt". Von Paul-Hermann Gruner. Fotos: Christoph
Rau und Archiv John Provan
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der der Text des Artikels für die Google-Suche:
Fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg am östlichen Ende
der Ludwigshöhstraße. Luftbild von der Cambrai-Fritsch-Kaserne,
in Südostrichtung fotografiert. ECHO-Archivoto: us army
Am 5. August 2008 um 10 Uhr rollten zwei US-Soldaten die Fahne
ihrer Garnison ein. Damit verabschiedeten sich die US-Streitkräfte,
die am 25. März 1945 als Befreier vom Nationalsozialismus
gekommen waren, endgültig aus der Stadt. Zeitweilig waren
mehr als 10 000 US-Soldaten, zum Teil samt Familien, in Darmstadt
stationiert. An diese Ära der Nachkriegszeit erinnert eine
Buchproduktion.
Am
Ende des Zweiten Weltkrieges war Darmstadt einer von 112 US-amerikanischen
Armee-Standorten in Deutschland. Seit rund sieben Jahren ist das
Geschichte. Mit dem Abzug derer, die sich da innerhalb von 63
Jahren vom Sieger und Befreier zum Nato-Partner gewandelt hatten,
wurden allein in Darmstadt Quartiere in der Größe von
122 Hektar frei.
Die
Immobilien-Hinterlassenschaft der US-Amerikaner in der Stadt taucht
daher im Untertitel einer geplanten Publikation ganz kalkuliert
auch mit auf: Der Titel American Darmstadt, der im
April der Öffentlichkeit vorgestellt wird (dazu mehr im Hintergrund),
konkretisiert das wie folgt: Von der Befreiung Darmstadts
bis zur Konversion.
Die
Geschichte der Amerikaner in Darmstadt beginnt vor fast siebzig
Jahren mit ihrem Einzug in der damaligen hessischen Landeshauptstadt
am 25. März 1945. Verdienstvoll, angesichts dieses runden
Datums sich um diese Ära zu kümmern. Der Verlag Surface
Book tut das, wie stets, mit einer Kombination von vielen
Fotos und ein wenig Text.
Fotoquelle Stars & Stripes
Ein
Drittel der Fotomaterialien sind quasi dokumentarisch, stammen
aus den Archiven vor allem der Truppenzeitung der US-Army, der
seinerzeit berühmten Stars & Stripes. Die
etablierte ihre Europazentrale 1945 in Pfungstadt. 1949 erfolgte
der Umzug auf den Stars & Stripes Compound, und
der befand sich in Nachbarschaft zum August-Euler-Flughafen. Stars
& Stripes maximal in einer Auflage von 600 000
Exemplaren verbreitet war dort in einer ehemaligen Kaserne
der Fliegerstation Darmstadt untergebracht.
Und
die zwei anderen Drittel der Fotos? Die übernahm der Fotograf
Christoph Rau, im Nebenberuf Location-Scout für Filmprojekte.
Rau begab sich zu intensiven Fototouren durch die vollkommen leeren
Quartiere in Darmstadt und unternahm eine Kamera-Expedition an
den großen US-Schießstand im Wald bei Messel, der
US Rifle Range.
Fotopirsch in surrealer Szenerie
Das
stärkste Gefühl, wenn man da allein durch Jefferson-
und Lincoln-Siedlung streift, kommt aus diesem fast surrealen
Eindruck der Szenerie, erzählt Rau. Wie im Film? Absolut.
Ein bisschen apokalyptisch eben. Leere, verschlossene Gebäude,
kein Mensch zu sehen und zu hören. In der Cambrai-Fritsch-Kaserne
durfte er auch im einstigen Gerichtssaal und einer Turnhalle fotografieren,
auf Fluren und in Büros der Garnisonsverwaltung.
Beeindruckt
war Rau von der Konserviertheit der jeweiligen Ensembles. Wie
im Museum der sechziger und siebziger Jahre. Im Grunde ist
das eine Wiederentdeckung von Räumen. Touren durch eine große
Menge biederer Außenarchitektur. Vor allem der Waschbeton
ist da zu Ehren gekommen, das muss man feststellen. Die
komischste Wiederentdeckung? Eine sechseckige Tischtennisplatte
aus Beton. Im Außengelände. Mit einem runden Netzersatz
in der Mitte. Unglaublich. Da könnten drei Pärchen gleichzeitig
spielen. Das sollte man unbedingt erhalten.
Solch
orginale Einblicke bietet das Nathan-Hale-Depot der US-Army in
der Weststadt nicht mehr. Es steht zur ökonomischen Neunutzung
an. Auch die Häuser der St. Barbara-Siedlung für höhere
US-Offiziere in Eberstadt teils mit Landhaus-Kaminen
sind längst umgebaut und von Darmstädtern bezogen.
Die
Texte zum Erinnerungsbuch liefern die Autorin Antje Voutta und
der US-amerikanische Historiker John Povan, Jahrgang 1956. Povans
Vater diente gut dreißig Jahre bei der US-Air Force, unter
anderem auch auf vielen Basen in der Bundesrepublik. In den Gateway
Gardens der Rhein-Main-Air Base ging Povan junior zur Schule,
heute ist er in Kelkheim zuhause. Als Historiker beschäftigt
er sich seit den achtziger Jahren mit dem Thema Amerikaner in
Deutschland. Passt gleich mehrfach: Seine Magisterarbeit und auch
seine Promotion schrieb er an der Technischen Universität
Darmstadt.
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Amerikaner in Darmstadt: Neues Buch über die Ära von
Lincoln, Jefferson & Co.
DARMSTADT.
Am 25. März 1945 befreiten die Amerikaner Darmstadt von den
Nazis. Darmstadt wurde so einer von 112 US-amerikanischen Armee-Standorten
in Deutschland. Seit rund sieben Jahren ist das Geschichte. Mit
dem Abzug derer, die sich da innerhalb von 63 Jahren vom Sieger
und Befreier zum Nato-Partner gewandelt hatten, wurden allein
in Darmstadt Quartiere in der Größe von 122 Hektar
frei.
Die Immobilien-Hinterlassenschaft der US-Amerikaner in der Stadt
taucht im Untertitel einer geplanten Publikation ganz kalkuliert
auch mit auf: Der Titel American Darmstadt Von der
Befreiung Darmstadts bis zur Konversion, wird im April der
Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist der zwölfte Band
der Edition Darmstadt im Verlag Surface Book. Fotograf Christoph
Rau begab sich zu intensiven Fototouren durch die vollkommen leeren
Quartiere in Darmstadt und ergänzte so die historischen Fotos
um heutige in ihrer Leere und Unbelebtheit fast surreale
Ansichten.
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Nach dem 25. März 1945: Von der Befreiung bis zur Konversion
Die
offizielle Gedenkfeier zur 70. Wiederkehr des 25. März 1945
richtet die Stadt am 14. April aus und sinnigerweise im Kennedyhaus.
Oberbürgermeister Jochen Partsch eröffnet die Veranstaltung
um 19 Uhr. Das Kennedyhaus wird seit 1995 auch als Literaturhaus
genutzt, war ursprünglich aber seit 1953 Amerika-Haus mit
eigener Bibliothek, nach dem Attentat auf John F. Kennedy wurde
es 1965 nach dem ermordeten US-Präsidenten benannt.
Im
Rahmen dieser Gedenkfeier wird das Buch American Darmstadt
als Band 12 der Edition Darmstadt im Verlag Surface Book
offiziell vorgestellt.
Bereits
am 3. April haben Fotos von Christoph Rau ihren ersten Auftritt:
als Hintergrund-Projektion für das traditionelle Karfreitagskonzert
des Konzertchor
Darmstadt. Zum 70. Jahrestag der Befreiung Darmstadts steht
Johannes Brahms' Deutsches Requiem und Auszüge
aus Karl Jenkins' The Armed Man: A Mass for Peace
auf dem Programm. Ort und Zeit: Darmstadtium, 3. April, 17 Uhr.