Darmstädter
Echo, 16. April 2015
Freiheit für die Darmstädter
53 - Geschichte
Buch erinnert an rassistischen Vorfall in US-Kaserne und
andere Episoden der amerikanischen Präsenz
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der Text noch einmal für Google:
Geschichte Buch erinnert an rassistischen Vorfall in US-Kaserne
und andere Episoden der amerikanischen Präsenz
Amerikanische Jazzmusik der Nachkriegszeit spielt Uli Partheil
bei der Feierstunde zum 70. Jahrestag der Befreiung Darmstadts
– auch ein Symbol für den kulturellen Neubeginn
nach Ende der Nazi-Diktatur.  Foto: Karl-Heinz Bärtl
Amerikanische Jazzmusik der Nachkriegszeit spielt Uli Partheil
bei der Feierstunde zum 70. Jahrestag der Befreiung Darmstadts
auch ein Symbol für den kulturellen Neubeginn nach
Ende der Nazi-Diktatur. Foto: Karl-Heinz Bärtl
Bei einer Feierstunde zum 70. Jahrestag des Kriegsendes in Darmstadt
wurde am Dienstagabend im Literaturhaus ein Buch über die
Präsenz der amerikanischen Truppen in Darmstadt vorgestellt
von der Befreiung bis zur Konversion.
Ein weißer Soldat soll als erster zugeschlagen haben. Sofort
entwickelte sich eine Prügelei im großen Stil. Auseinandersetzungen
wie diese zwischen weißen und schwarzen US-Soldaten waren
keine Seltenheit in den Kasernen der amerikanischen Armee. In
diesem Fall aber, Schauplatz war die Cambrai-Fritsch-Kaserne in
Darmstadt am 18. Juli 1971, wurde der latente Rassismus innerhalb
der US-Streitkräfte besonders augenscheinlich. Mit lauter
Countrymusik vom Tonbandgerät waren weiße GIs in eine
Party von schwarzen Kameraden geplatzt. Wie das rote Tuch
auf den Kampfstier wirke diese traditionelle Musik der weißen
Siedler auf schwarze Amerikaner, schrieb seinerzeit das Darmstädter
Echo. Folge der Provokation war die Massenschlägerei, bei
der mehr als 20 Soldaten Verletzungen davontrugen. Der Kommandeur
der Einheit reagierte auf die Undiszipliniertheit und stellte
einen einzigen Teilnehmer der Prügelei unter Arrest, Laron
Dickson, einen Schwarzen. Gegen diese aus ihrer Sicht ungerechte
Behandlung protestierten 52 ebenfalls schwarze Kameraden Dicksons
vor dem Bataillonshauptquartier. Warum nehmt ihr nur einen
Bruder fest, warum nicht uns alle, riefen sie und
wurden daraufhin tatsächlich allesamt inhaftiert.
Das
Buch
American Darmstadt von der Befreiung bis zur
Konversion: Die U.S. Army in Darmstadt, Text von Antje Voutta,
Fotos von Christoph Rau sowie aus Archiven, Verlag Surface Book,
320 Seiten, 12,80 Euro.
In
einer Zeit des erwachenden Selbstbewusstseins der amerikanischen
Schwarzen und der Black-Power-Bewegung zog der Fall der Darmstädter
53 Kreise bis über den Atlantik. Mehrere Rechtsanwälte
aus Philadelphia schalteten sich ein und kritisierten bei einer
Pressekonferenz in Frankfurt den Vorgang. Nicht ohne Folgen: Kurz
darauf zog der Befehlshaber der in Darmstadt stationierten US-Truppen,
General Michael Davidson, die Anklage gegen die GIs zurück
und ordnete deren Freilassung an. Die Episode der Darmstädter
53 ist ein heute fast vergessener Teil der Geschichte Darmstadts
als US-Truppenstützpunkt. Rund 63 Jahre lang waren Einheiten
der amerikanischen Armee in mehreren Kasernen der Stadt stationiert
vom Einmarsch der Weltkriegssieger am 25. März 1945
bis zum feierlichen Einholen des Sternenbanners in der Cambrai-Fritsch-Kaserne
am 8. August 2008.
Fred Hill darf nicht fehlen
Diese Geschichte wird in ihren Grundzügen nachgezeichnet
in dem Büchlein American Darmstadt von der Befreiung
bis zur Konversion, das zum 70. Jahrestag der Befreiung
Darmstadts von der NS-Diktatur erschienen ist. An die Darmstädter
53 wird darin erinnert, aber auch an das Gefangenenlager CIE
91 Am Kavalleriesand das größte
US-Internierungslager für mutmaßliche und tatsächliche
NS-Verbrecher in der US-Besatzungszone, schreibt Buchautorin
Antje Voutta. Natürlich darf auch Fredward Roy Fred
Hill nicht fehlen, der nach Ende seiner Dienstzeit in der Cambrai-Fritsch-Kaserne
23 Jahre lang die Tür der Krone bewachte und
dabei Zeit fand, als Sänger Evergreens wie In Darmstadt
iss-es-prima oder den Heinerfest-Boogie aufzunehmen.
Die auf den Abzug folgende Übergangsphase in den jahrelang
leer stehenden Kasernen bis hin zur beginnenden Neubesiedlung
ist in dem Buch mit Fotos von Christoph Rau präsent.Die Stadt
nutzte die offizielle Buchvorstellung am Dienstagabend im Literaturhaus
zugleich für eine kleine Feier zum Gedenken an die Befreiung.
Die Amerikaner haben uns Luft zum Atmen und die Freiheit
der Kunst gebracht, sagte Oberbürgermeister Jochen
Partsch. Sie haben in Darmstadt viel Gutes bewirkt
auch indem man sich an ihnen reiben und mit ihnen streiten konnte.